EliFlo-Infos vom So, 31. 1. 2016

Liebe Freunde in St. Elisabeth und St. Florian!

 

Heute etwas verfrüht die „EliFlo-Infos“ vom kommenden Sonntag; ich bin gerade auf Studienreise auf den Philippinen – morgen geht’s für 5 Tage auf eine Insel, um konkrete Basisgemeinden intensiv zu erleben und da gibt’s voraussichtlich wenig bis kein Internet; daher schon heute!

 

Die Semesterferien ziehen ab Samstag „ins Land“ – div. Gruppentreffen entfallen, auch die Pfarrbüros sind eher geschlossen (St. Elisabeth Do & Fr; St. Florian die ganze Woche). Kapläne Zdzislaw & Martin sind auf Urlaub – in wichtigen/dringenden Fällen bitte für beide Pfarren Kaplan Alphons Pachta-Rayhofen kontaktieren: eM: pachtarayhofen@hotmail.com; Tel: 01 / 545 14 15 / 14!

Allen, die diese Woche für Urlaub, Ferien und Ausspannen nützen können, alles Gute – und danke an alle, die in dieser Zeit dafür (umso mehr) Dienst machen.

 

Ein Blick 10 Tage voraus: Am Mi, 10. 2. = Aschermittwoch starten wir in die Österliche Bußzeit!

Ganz herzlich willkommen, hier wirklich auch ein gemeinsames Start-Zeichen zu setzen: Aschermittwochgottesdienst mit Aschenkreuz: 18.30 Uhr St. Florian, 19 Uhr St. Elisabeth!

Aller Voraussicht nach wird es für So, 7. 2. im Hinblick auf die „Österliche Bußzeit“ auch wieder einen gedruckten und für alle verteilten „Eli-Flo-live“ geben (Redaktionsschluss: Fr, 5. 2.).

 

Aus den Reihen der Pfarrgemeinderäte: Schon jetzt eine Geburtstagsgratulation an Bastian Holzschuh (2. 2.)!

 

Wie vielen bekannt mache ich gerade mit 15 anderen unserer Diözese eine Studienreise durch die Philippinen. Die Grundidee der Diözese ist natürlich, vieles dessen, was wir in der Kirche hier erleben, für unseres Situation zu Hause zu nützen, hier erlebte Impulse zu Hause einzubringen. Damit all dies schon laufend für andere mitverfolg bar ist, schreibe ich täglich Berichte. Die bisherigen finden sich Hier; die letzten 3 Tage: Siehe ganz unten; ab morgen geht’s für einige Tage auf die Insel Iloilo – und dort bin ich voraussichtlich offline; die weiteren Berichte folgen daher erst danach.

 

Ich wünsche Euch fröhliche und nicht zu kalte Tage – hier haben wir seit 3 Tagen Regen und „nur“ für hier „fröstelnde“ 25-28°C. 😉

Liebe Grüße

Euer

Pfarrer Gerald

 

 

 

 

Fortsetzung meines Reiseberichtes: Studienreise zur Kirche der Philippinen (bisherige Reisebeschreibung  Hier)

 

Montag, 25. 1. – das Frühstück ist erstmals im Haus, weil es leicht regnet, was nicht viel an der Temperatur ändert. Wenn man verschläft, muss morgens alles schneller gehen – und es geht! 😉

 

Erneut ein Bibel-Teilen zum Einstieg – diesmal mit der Einladung, den Text nach dem, was mich „berührt/bewegt/inspiriert“ und „verwirrt, beunruhigt“ unterschiedlich zu unterstreichen; ein Weg, nach dem auch größere Gruppen leicht in Aktivitäten kommen können. Und wie immer beginnt und besonders endet das Bibelarbeiten mit freiem Gebet; es geht allen mittlerweile sehr locker von der Zunge.

 

Dann der inhaltliche Einstieg: Heute geht es um das schon oft angedeutet Thema der „Visionen“. Der erste Durchgang eine interessante Momentan-Einschätzung: Wo auf der Skala der gestrigen Kirchenbilder 1-4 erleben wird unterschiedliche Gruppen unserer Heimatkirche. Die Engagierten werden eher geschlossen im Bereich der Bilder 3 und 4 (meist an deren Schwelle) eingeordnet, die Gesamtheit der Katholik/inn/en im Mittelfeld, die Kleriker mit der größten Spannweite. Es scheint, dass die engagierten Kirchenglieder die prophetische Gruppe sind, die Kleriker nicht selten die nachhinkende. Marc weist darauf hin, dass nicht so sehr der Ort, als die vorhandene oder fehlende Vision entscheidend ist; und für die Weiterentwicklung die Frage, ob ich meine Vision allein pflege oder mit anderen teile. Und sie definiert Vision: „ „Ein bewusstes Träumen von dem, was man unbedingt erreichen will, um seinem Leben Bedeutung zu geben.“ oder „Ein inneres Bild eines zukünftigen Zustandes.“ – vergleichbar den aufgehängten Bildern im Reisebüro oder Martin Luther Kings „I have ad dream!“.

Sprichwörter 29:18: „Ohne Vision verkommt das Volk!“ Ohne prophetische Ideen ermüdet das Volk – es wird zur ständigen Wiederholung der Vergangenheit verurteilt. Hier erwähnt Marc das Bild des „Dinner for one“: The same procedure as every year, obwohl in diesem Film Jahr für Jahr weniger Leute teil nehmen.

 

Einige der weiteren Ausführungen von Marc zum Thema Vision:

 

Eine gemeinsam geteilte Vision:

1) … ergreift die Menschen und gibt ihnen Energie

2) … ermutigt dazu, die Initiative zu ergreifen, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

3) … ermöglicht es, Prioritäten zu setzen.

4) … gibt dem Leben einen Sinn und macht das Leben bedeutungsvoll.

 

Verantwortung der Leitenden:

1) Es gibt eine Vision,

2) sie wird von allen verstanden,

3) möglichst viele besitzen und teilen sie.

 

… und muss daher sein ein/e gute/r

*) Zuhörer/in

*) Lernende

*) Auswählende

*) Zusammenfüger/in

 

Die/Der Leitende muss der Ermöglicher/in sein, „die Zündkerze“ (nicht der Motor) à ich darf nicht laufend & isoliert der Starter sein – es braucht den Motor, der’s aufnimmt; sonst bleibt‘s „das, was der Pfarrer will…“. Weder fällt eine Vision vom Himmel, noch wächst sie nur von unten – sondern: beide sind beteiligt!

 

Wie entsteht eine Vision:

*) Schau zurück: Was hast Du gelernt?

*) Was macht Dich unruhig: Zeichen dafür!

=> „Eine Vision siehst Du nicht im Schlaf – es ist das, was Dich schlaflos macht!“

*) Schau Dich um – was stößt anderen zu?

Weil: Eine Idee wird nur dann groß, wenn die Menschen dafür bereit sind.

*) Schau nach vorne: Was ist das große Bild (Manager sucht Lösungen, Leader schauen voraus!)

*) Schau nach oben: Was erwartet Gott von uns?

*) Schau zur Seite: Welche Ressourcen und Möglichkeiten stehen zur Verfügung.

Beachte: Die größte Ressource sind die Menschen.

Beachte: Eine Vision kann nicht gelehrt werden – sie muss ergriffen werden!

vom sich verpflichtet Wissen zum begeistert Sein;

1 Meile mitgehen => mehr Meilen als verlangt mitgehen

 

Was verhindert eine gemeinsam geteilte Vision?

*) begrenzte Leiter: keine Vision, wozu soll er dann für Vision sorgen?

*) ausschließlich konkret Denkende

*) Dogmatiker: alles muss ganz sicher sein

*) ewige Verlierer

*) zufriedene Sitzer

*) Traditionsverliebte

*) Problemsucher

*) Selbstverliebte: denken nur an sich – was bringt es mir?!

*) Schwarzseher, Scheitern-Vorhersager

=> Wichtig: sich mit diesen Gruppen anfreunden (sie zu Freunden machen);

wichtig, sie zu verstehen und über die Beziehung sie in den Prozess mitzunehmen.

 

Visionlevels:

Einige Leute sehen die Vision nie (die an ihr vorüber gehen)

Einige Leute sehen die Vision, aber gehen ihr nicht nach (gehen passiv hinterher)

Einige Leute sehen die Vision und verfolgen sie – Leistungsträger

Einige Leute sehen die Vision, verfolgen sie, stecken andere an, sie zu sehen und zu verfolgen à Leiter

 

Eine Vision ist ein Traum, der in der Realität verankert ist.

 

Eine Vision wird nur – Grundsätze für Leiter:

*) Leidenschaft und überzeugt sein im Bezug auf die Vision

man muss ihm ansehen, dass er sich dafür einsetzt

*) Handle glaubwürdig – das ist bedeutungsvoller als Worte

=> Weniger wichtig ist das Motto zum Wiederholen, als das Modell, das ich sehe!

*) Beziehe andere in die Realisierung der Vision mit ein

*) Ermutige dazu, Risiken einzugehen auf dem Weg der Realisierung

*) Zeige Wertschätzung für Initiativen

*) Beziehe Ideen von möglichst vielen mit ein

*) Feiere kleine Erfolge

*) Organisiere die notwendige Unterstützung

 

4 Typen, die ideal sind, eine Gruppe von der Vision zur Handlung vorwärts zu bringen:

*) Menschen, die einen Traum haben

*) Menschen, die planen und Ziele setzen

*) Menschen, die konkrete Initiativen erreichen; aus dem gibt es natürlich Konflikte

*) Menschen, die für harmonisches Zusammenspiel sorgen

 

Eine geteilte Vision ist:

*) kurz

*) einfach (in der Sprache der Menschen)

*) begeisternd-sehnsuchtsvoll

*) elektrisierend-energieschenkend

 

Fragen zur persönlichen Reflexion:

1) Hast Du eine persönliche Vision?

2) Hast Du eine Vision als ein/e in der Pastoral Tätige/r

3) Sind beide in der gleichen Linie

4) Habt Ihr eine Vision als Diözese?

5) Sind Deine persönliche Vision, deine Vision als pastoral Tätige/r in einer Linie mit der Vision der Diözese?

 

Der äußerst dichte Vormittag endet mit dem Zitat „… und wenn ich nur einen Stein in den Fluss werfe, wird der Weg des Flusses nie mehr der gleiche sein!“

… für mich war’s eine gute Zusammenfassung von nicht neuen Inhalten, die aber aus dem begeisternden Mund von Marc nochmals besonderen Charme entwickeln.

 

Es steht der Nachmittag an: Der Weg einer Pfarre/Diözese zur gemeinsamen Vision

Wir gehen verschiedene Phasen dieses Weges exemplarisch durch – und versuchen, ein solches Szenario nachzuerleben:

 

Vorbereitungs-Phase: Was ist meine „Urfeuer“, was bewegt mich grundsätzlich?

Jede/r ist eingeladen, dies mit prägnanten Worten zu sagen und als äußeres Zeichen von einer Kerze Feuer holen: „Danke für das Feuer der…“, jeweils mit Liedruf umrahmt.

Und es folgt die Einladung, einander die Kerze zu überreichen: „Lass Dein Feuer in Dir brennen…!“

 

Beratungs-Phase: allgemeines Sammeln der Umstände, in denen sich das Leben abspielt (im Rahmen einer Klausur, Pfarrversammlung, …)

*) Ökonomisches / Wirtschaftliches

*) Politisches

*) Soziales

*) Kulturelles

*) Religiöses

*) Ökologisches

… und all das jeweils im Hinblick auf alle Menschen, die hier wohnen.

Eine spannende Sammlung von Themen zeigt sich – viel mehr als die typisch innerkirchlichen.

Ein Weg dazu: Es ist in einer größeren Hinausgeh-Interview-Aktion eingebettet: Jede/r Kirchenengagierte nimmt sich vor, 3 Personen zu fragen (1 interne, 2 bewusst Außenstehende);

Aleli erzählt von einem schönen „Nebeneffekt“: Viele Menschen spüren plötzlich, der Kirche nicht egal zu sein: „Die interessieren sich für mich!“

Das Ganze mit 3 Fragen:

1) Was macht mich in der Nachbarschaft in diesem Bereich glücklich?

2) … was traurig

3) Welche Art von Kirche korrespondiert mit dieser Situation (nicht „meine Wunschkirche“)?

 

Phase auf Diözesanebene: Entwurf einer Visionsformulierung im Zusammentragen der auf anderen Ebenen erarbeiteten Ergebnisse à eine gemeinsame Visions- & Missionsformulierung

3 wichtige Teile: Wer „besitzt“ das Statement – wer sagt es?

Was? => Worum geht’s?

Wie? => Wie Umsetzung?

Dafür eine möglichst breit getragene Einigung!

 

Phase der Prüfung: Auf Kapellen-Ebene: Passt das?

 

Phase der endgültigen Festlegung durch ein vorher festgelegtes Komitee

 

Geteilte Vision – diese feiern auf Diözesanebene

Festlegung einer Priorität für 3 Jahre

=> Ziele & Aktionen

 

Umsetzungsphase

In Folge: In der Pfarre kann eine sekundäre Priorität (das zur Diözesanpriorität passen muss) fixiert werden.

Nach 3 Jahren: Evaluierung, Festlegung der nächsten Priorität (für 3 Jahre)

am Ort: Immer wieder auch auf alte Haus-zu-Haus-Umfrage zurückgreifen: Damalige Sammlung macht das Gesamt-Motto konkret & gibt Anknüpfungspunkte.

 

… ein Tag, der eine große Fülle von Inhalten und strategische Maßnahmen bündelt. Ich finde einige sehr interessante Ideen darunter:

*) Eine Umfrage, die bewusst Außenstehende in den Blick nimmt („Fragt 1 Kircheninsider/in – und 2 Außenstehende…“)

*) Die Bandbreite der abgefragten Themen – das Kirchliche erst an 5 Stelle

*) Die Idee, immer wieder zwischen unterster „Kapellen-Ebene“ und Gesamt-Ebene (Diözese) abzustimmen und abzugleichen

*) Das deutliche Ernst- und in den Blick-Nehmen einer gemeinsam gesuchten und gefundenen Zielformulierung („Vision“)

Und dennoch: Die Fragen sind eher mehr geworden. Es bleibt der Eindruck, heute viel Technisches zusammen getragen zu haben, ohne noch viel in der Frage weiter gekommen zu sein, was ich in meiner Situation von Kirche tun kann. Die Begeisterung von Marc hat angesteckt, der Nachmittag war schon recht anstrengend und wieder weiter weg von unserer Praxis; doch: Die Fragen arbeiten in den abendlichen Gesprächen kräftig weiter.

 

Wir schließen den Tag mit einer sehr stimmigen Messe: In kürzester Zeit waren Abläufe, Lieder, Umstände und anderes festgelegt, ein sehr passendes Feiern möglich, wo Erlebtes, alltägliche Lebenssituation, biblische Inspiration und Feiern im Angesicht Gottes in stimmiger Weise Platz hatten. Wenn ich da an manch verkrampfte und aufgesetzte Mess-Situationen in anderen Priester-Zusammenkünften oder Kursen denke?! Seit Nachmittag war der Strom ausgefallen – das gedämpfte Notlicht aus dem Generator war der Stimmung zusätzlich zuträglich. Persönlich lud ich ein, meinen Vater auch bewusst herein zu holen, der genau heute seinen 80. Geburtstag hat, ihn aber schon in der ewigen Heimat feiert – und dadurch im Eucharistiefeiern in ganz intensiver Weise auch hier ist.

 

 

Di, 26. Jänner – ein neuer Tag, wieder mit Regen begonnen, was an der für hier „eiskalten“ und für uns extrem warmen Winter-Temperaturen nichts ändert.

 

Diesmal zum Einstieg (wieder unter einem Dach am Meerufer) kein klassisches Bibelteilen, sondern ein „Gebetstreffen“. Gleich die Frage, was dies von einem der – in den meisten Kapellen üblichen – Wort-Gottes-feiern unterscheidet: Freie Gestaltung (ohne genaue Vorgaben, wie sie – „zumindest theoretisch“ – für die Sonntags-Wort-Gottes-Feier bestehen).

 

Wir beginnen mit einem „Körper-Gebet“ in jede Richtung: Ich komme aus dem in diesem Bereich zutiefst leib-distanzierten Mitteleuropa, wo Gebet fast immer ein geistig-geistlicher Vollzug ist. Mir tut’s gut, mit dem ganzen Körper zu beten, mich ich die 4 Himmelsrichtungen zu verneigen, Gottes Wirken mit erhobenen Händen so richtig fließen zu lassen – alte, christliche Gebärden, die es in der österreichischen Liturgie und Gebetsgewohnheit ärmlich wenig gibt. Mein Entschluss: Dieser ganzheitlichen (und daher sehr christlichen) Gebetsart wieder deutlich mehr Raum in meinem pfarrlichen Alltag einzuräumen.

 

Dann ein Bibelgespräch zum heutigen Tagesevangelium (Mk 3,31-33. 34-35): Wir spüren nach, wer unsere „Eltern, Schwestern & Brüder“ im Glauben waren; da fallen mir Gott sei Dank einige sehr prägsame ein; und: Es macht mir große Freude, den anderen davon zu erzählen – jedes Statement mit Liedruf zum Gebet gemacht.  Der nächste Schritt: Jede/r überlegt, welche „Gnade“ ich brauche, um gut „weitergehen“ zu können: Und dann war jede/r eingeladen, in die Mitte zu treten, laut um diese Gnade zu bitten – und alle machen durch Geste & Gebetsruf deutlich, diese Gebetsbitte zu unterstützen… – Gebet, das das Leben spürbar aufnimmt und verstärkt…

 

Danach ein ganz anderer, methodischer Zugang: 4 Leute aus dem Bukal-Team laden zur offenen Diskussion über all das, was in den letzten Tagen in sehr dichter Weise uns geboten wurde.

Dann: An einem konkreten Fallbeispiel einer Pfarre, wo es um die Weiterentwicklung der pastoralen Situation geht, versuchen wir in die Diskussions-Szene einzusteigen; ein interessanter Versuch, wo einfache Pfarrmitglieder durch das gemeinsame dem Wort Gottes Nachspüren einander zu Prophetinnen und Propheten werden.

 

Einig Schlaglichter aus dem, was mir aus den Tages-Gesprächen wichtig geworden ist:

Die wichtigste Frage ist: Wo steht ihr als Kirche und wohin wollt Ihr? Es geht nicht darum, ein bestimmtes („besseres“) Kirchenmodell den Menschen aufzudrücken, sondern gemeinsam nachzuspüren, was jetzt dran ist.

Oft wird bei pastoralen Programmen nur die Führungs-Ebene einbezogen; eine Sache, die gestern deutlich anders war, weil ein sehr deutlicher Einbezug der und Wegweisung durch Basis und Außenstehende Platz gefunden hat; beteiligende und gemeinschaftliche Prozesse sind das „Um und Auf“.

Spannweite: Es gäbe ja viele, gute und neue Ideen – aber: Keine Zeit/Kraft/Geld/… dafür: Natürlich können wir rein alles weitermachen, was wir gewohnt waren/sind; aber: Dies erzeugt natürlich die gleichen Ergebnisse wie die letzten 10 Jahre, die aber nur 1-2% der Getauften erreichen. Und: Aus der Gewohnheit heraus gibt es meist weder Idee noch Wunsch nach Neuem.

Also: Es braucht Neuansätze!

Was verhindert, dass bei großer Beteiligung nicht wieder das Kirchenmodell 1 („alles durch den Pfarrer“) als Wunsch rauskommt?

*) nicht nur Kirchen-Gewohnte werden (an)gefragt, sondern „alle“ – dadurch ganz neue Fragen/Ideen/Zugänge…

*) 1. Frage ist nicht: „Welche Kirche wollt Ihr?“, sondern – als Antwort auf die Frage „Was spielt sich ab?: „Welche Kirche braucht diese Situation (statt „wollt ihr“)?

*) Begleitung durch Bildungsprozess

Ganz wichtig: Anschauungsbeispiele schaffen: Konfuzius: Was wir hören, vergessen wir; was wir sehen: wissen wir; was wir tun, das bleibt in Erinnerung!

=> alles geht über Erfahrung!

Es braucht einen (oft langsamen) Prozess, der aber irgendwann einmal starten muss; also: Gehen wir’s an!

Und: Bildung ist unverzichtbar: keine kognitiv-verengte, sondern ganzheitlich-menschliche Entwicklung!

Und auch hier schon wichtig dafür: Schon die Bildungsvorgänge müssen partizipativ sein (sonst vermittelt man implizit eine falsche Botschaft…)

Ein Beispiel für ein Bewusstseinsbildung-Seminar:

1) das Leben – dies mit Anspiel, Lied, Erzählung, … herein bringen

Analyse: Was & Warum passiert da was?

Frage: Was hat diese Fragestellung mit dem konkreten Leben der Leute zu tun?!

2) Wort des Lebens: Bibel, die Licht darauf werfen soll

Ideen herein holen: Welche Bibelstellen (nicht nur die „üblichen“)

3) leben (kleingeschrieben): Was folgt daraus für’s leben

sich persönlich oder gemeinsam etwas vornehmen

und dies dann in Ritualform vor Gott

 

Am Ende des Nachmittags noch ein Blick auf die „SMART-Regel“ für Ziele:

S pezifisch

M essbar

A thainable/akzeptiert (angemessen)

R ealistisch

T ime-out (zeitlich) begrenzt / terminisiert.

 

 

Ein letzter Tag in Mary-Shore: Mi, 27. Jänner 2016; weiterhin Regen und „sehr kaltes Winterwetter“ (= 25-28°C). Das obligatorische Bibel-Teilen anhand des Tages-Evangeliums (Mk, 4,1-20 – der Sämann) geschieht heute mit Kopien verschiedener Ikonen: In einer Zeit der Stille war die Einladung, eines dieser durchbeteten Bilder (sie werden in Meditation & Gebet, im Zuge von Fasten & Vertiefung gemalt) in Ruhe wirken zu lassen, Details zu beachten – und in Stille sprechen zu lassen.

Ein Detail, das mir heute erstmals auffällt: Die von den Vögeln gefressenen und gemeinhin als „verloren“ gewerteten Körner: Und auch sie sind wichtig, die Vögel leben davon (und werden nicht zuletzt ihrerseits Nahrung für die Menschen); nichts ist von dem, was Gott säht, umsonst…

 

Zuerst ein Rückblick auf die letzten Tage – verbunden mit unsrem Anliegen, bei diesem dichten Programm einmal auch ein paar Stunden Ruhe zu haben; es gibt die Einigung, dass der Nachmittag „frei“ ist. Dann ein fokussierter Blick auf die BECs (Basis-Gemeinden): Es handelt sich nicht um ein pastorales Programm, sondern um neue/andere Art, Kirche zu sein; daher die so lange (tagelange) Einleitung. Es geht richtiggehend um eine Lebensform, die sich dann auf alle Lebensbereiche auswirkt. Ab morgen werden wir sie in der Realität ansehen.

 

Ein großer Schwerpunkt für jegliche Kirchenentwicklung: „Formation“ – es geht um Entwicklung, Förderung und Bildung von Menschen. Estella berichtet uns, welch großen Schwerpunkt sie in pastoralen Feldern wie Diözesen oder Pfarren darauf legen, gute „Formation-Teams“ zu bilden, die einen möglichst breiten Querschnitt der Betroffenen repräsentieren (es kann daher nie allein das Team der „Haupt-Pastoral-Zuständigen“ sein). Wenn ein solch breit aufgestelltes Team geistlich eingebettet und inspiriert einer guten Vision nachgeht, dann sind wesentliche Voraussetzungen gut im Laufen: mit Gesprächen, Vorführungen, Rekollektionen, politischen Gesprächen, Gottesdienstlichem u. Ä.

 

Und dann eine mir sehr zu denken gebende Zahl: Wenn im normalen, philippinischen Alltag 1% der Getauften aktiv mit dabei ist, sind in BEC-geprägten Bereichen etwa 25% aktiv involviert – manche Diözesen berichten sogar von 60%. Auch wenn hier vielleicht manches übertrieben ist – auch nur eine Verfünf- oder Verzehnfachung wäre eine extreme Veränderung. Ich beginne zu träumen: Plötzlich 5 oder 10 oder sogar 20 Mal so viele Menschen, die sich in geistlichen Gruppen meiner Pfarren einbringen… – was macht es aus, dass dies glücken kann? Dieser Frage möchte ich in den nächsten Tagen ganz intensiv nachgehen.

 

Und: Estella berichtet noch ein bisschen aus der Geschichte der BECs: In den 90er-Jahren (nach jahrzehntelanger Diktatur bis 1986) gab es eine große Entwicklung für BECs. Mittlerweile haben sich 90 (!) % der Philippinischen Diözesen grundsätzlich für diesen Weg entschieden. Die Grundausrichtungen der BECs – im Widerstand zur politischen Diktatur entstanden – war ursprünglich viel politischer. Als diese Bewegung populärer geworden war, ging damit auch einige Kraft verloren; auch der klare politische Feind hat gefehlt. Die Schwerpunkte wurden auf Liturgie & Bibelteilen verlegt – in den letzten Jahren kommt die Ökologie als aktuelle Herausforderung dazu.

 

Und der Vormittag geht mit einem Vorausblick auf die nächsten 5 Tage auf der Insel Iloilo zu Ende, wo es darum geht, das konkrete Leben der BECs konkret & praktisch kennen zu lernen. Der Vormittag dauert bis nach 13 Uhr – um 17 Uhr ist Treffpunkt für die Abendmesse in der Kathedrale; mein erster freier Halbtag nach 2 ½ Wochen ist nicht sehr lange… 😉

 

Am Abend: Eine kräftig besuchte Messe in der Kathedrale – das Hinfahren erfolgt mit den öffentlichen Gefährten, wo 20 Leute eng aneinander sitzend quer durch die Stadt befördert werden. Der Tag schließt bei einem festlich vorbereiteten Abendessen am Meer – die riesige Gastfreundschaft des Bukal-Teams kommt in der liebevollen Gestaltung wieder ganz besonders zu tragen. Mit einigen persönlichen „Wiener Geschenken“ bedanken wir uns… – der letzte Abend an diesem Ort klingt gemütlich plaudernd aus! Für kurz nach 7 Uhr ist morgen die Abfahrt zur Insel Iloilo angesetzt!

 

 

Fotos & Berichte von anderen: Siehe Blog https://www.erzdioezese-wien.at/blog/b10596.